Der Ukraine-Krieg zeigt die Abhängigkeit von russischem Gas auf. In der Schweiz wird derweil die Möglichkeit, Biogas aus Gülle und Mist zu produzieren, kaum genutzt. Nun gibt es Bestrebungen, dieses Potenzial auszuschöpfen – und damit gleichzeitig dem Klima zu helfen.

Bisher vor allem Stromproduktion
In Biogasanlagen produzieren die Landwirtinnen und Landwirte derzeit aus dem entstehenden Biogas hauptsächlich Strom und Wärme. Nur eine Handvoll Anlagen produziert auch Biomethan, das aufbereitete Biogas für die Einspeisung ins Gasnetz oder die Nutzung als Treibstoff, sagt Nadine Baumgartner, Kommunikationsleiterin bei Ökostrom Schweiz, dem Fachverband landwirtschaftliches Biogas. Derzeit gibt
es laut Verband ein nachhaltiges Biogaspotenzial von über 4 TWh, von dem derzeit nicht mal 5 Prozent genutzt werden. Ein Grund dafür ist die mangelnde staatliche Unterstützung. Während Strom aus erneuerbaren Energien durch das Einspeisevergütungssystem (EVS) – früher KEV – subventioniert wurde, gibt es ein entsprechendes Pendant für Biomethan nicht. Auf Ende 2022 läuft das EVS aus, eine Nachfolgelösung mit Förderung über Investitions- und Leistungsbeiträge soll jedoch eingeführt werden. Offen ist aktuell noch, wie hoch die Förderungen ausfallen.

Klimaschädliche Emissionen verhindern
Was bei der Produktion übrigbleibt, ist ein wertvoller Dünger für Feld und Acker. Ökostrom Schweiz sieht in der Gärgülle etliche Vorteile gegenüber der herkömmlichen Gülle: Weniger Geruchsemissionen, bessere Pflanzenverfügbarkeit des Stickstoffs und bessere Fliessfähigkeit im Schleppschlauchverteiler gehören dazu.
Gemäss WSL könnten 0,8 Prozent des Schweizer Treibhausgasausstosses verhindert werden, wenn der gesamte verfügbare Hofdünger vergärt würde. Denn so werden klimaschädliche Methanemissionen verhindert. Laut Ökostrom Schweiz lässt sich pro Grossvieheinheit (GVE) bis zu einer Tonne CO 2-Reduktion pro Jahr erzielen, wenn das entstehende Methan gesammelt und energetisch verwendet wird.