Während global die Güterströme von wichtigen Grundnahrungsmitteln immer mehr aus dem Gleichgewicht kommen und die Preise in die Höhe schnellen, freuen wir uns in der Schweiz über neue Biotope. Gleichzeitig beklagen wir die Urwaldrodungen und den Preisanstieg. Damit zeichnet sich ein Widerspruch ab.

«Oerlinger Ried ist bereit für Fauna und Flora des Frühlings», heisst es in der jüngsten Ausgabe der «Andelfinger Zeitung». Wo bis vor wenigen Jahren Nahrungsmittel produziert worden sind, hat sich nach massiven baulichen Eingriffen ein grosser See entwickelt. Es ist ein erster Schritt, in dem man noch weitere Flächen beim Oerlinger Ried der landwirtschaftlichen Produktion entzogen und in Ökoflächen überführt hat. Allein im Zürcher Weinland werden es weitere 40 bis 50Hektaren sein, welche in den nächsten Jahren wieder in Rietflächen überführt werden. Die zuständigen Ämter schwärmen dabei von der künstlich neu geschaffenen Biodiversität, welche aber die Versorgungslage nur verschärft. Denn auf dieser Fläche, wo sich jetzt der neue See zeigt, kann für die gesamte Gemeinde Kleinandelfingen (2132 Einwohner) der Kartoffelkonsum produziert werden. Gleichzeitig beklagen die weltweit tätigen Umweltorganisationen, dass der Amazonas allein im Februar um mehr als die Fläche des Bezirks Andelfingen durch Brandrodungen geschrumpft ist. Einfacher gesagt: Während wir auch in der Schweiz immer mehr landwirtschaftliches Kulturland mit Extensivierung in Naturschutz, wie beispielsweise in Oerlingen im Ried, überführen, müssen diese Flächen irgendwo auf dem Globus durch Intensivierung kompensiert werden, indem man unter anderem Urwald rodet. Dies ist einer der aktuell vorhandenen Widersprüche, welche in diesen letzten Wochen mit dem Krieg in der Ukraine durch die globale Versorgungskrise bei vielen Grundnahrungsmitteln Realität wurden. Höhere Weltmarktpreise für Grundnahrungsmittel sind für die Schweiz verkraftbar, können aber für ärmere Schwellen und Entwicklungsländer bereits toxisch sein, weil für diese jeder Dollar mehr für das tägliche Brot kaum verkraftbar ist. Aufgrund der 2021 witterungsbedingt schlechten Getreide und Ölsaatenernte ist die Schweiz in diesem Jahr auf zusätzliche Importe angewiesen.