Die Landwirtschaft steht im Hinblick auf die kommenden Abstimmungen im Fokus der Öffentlichkeit. Doch statt über andere Leute, spreche ich lieber mit den Leuten: Thomas Bruggmann bewirtschaftet einen Betrieb mit rund 30 Hektaren Ackerkulturen in Oberhofen, Münchwilen.

Was produzierst du auf deinem Betrieb?

Mein wichtigstes Produkt sind Kartoffeln. Davon produziere ich rund 400 Tonnen pro Jahr, vorwiegend für die Industrie, welche daraus Pommes Frites herstellt. Rund 10% der Kartoffelfläche sind Speisekartoffeln, die ich in meinem eigenen Hofladen verkaufe oder in Läden der Region verkauft werden. Mein zweitwichtigstes Produkt ist Sellerie. Auch davon produziere ich den Grossteil für die Industrie und einen kleinen Teil für den Hofladen. Weiter baue ich Konservenerbsen, Karotten, Zuckerrüben, Mais, Ur-Dinkel, Weizen und Sommerraps an. Wir fertigen auch aus unseren Hochstammäpfeln Süssmost für den Direktverkauf an.

Hältst du keine Tiere?

Doch, jedoch nur so viele, dass wir die Produkte in unserem Hofladen vermarkten können. Das sind etwa 15 Freilandschweine, Eier von 180 Freilandhühner und Bienen. Wir finden es toll, unsere Produkte in unserem Hofladen anzubieten. Er gibt uns die Gelegenheit, uns mit unserer Kundschaft auszutauschen und Fragen zu beantworten. Wir spüren eine grosse Nachfrage nach regional produzierten Lebensmitteln. Das motiviert! Es freut uns sehr, dass immer mehr Leute in unserem Hofladen einkaufen.

Die Schweine, die in der Erde wühlen, die Bienen, der Hofladen… Das alles klingt ein bisschen nach Bio-Hof. Hast du dir nie überlegt, auf «Bio» umzustellen?

Meine Frau und ich haben auch schon darüber diskutiert. Gewisse Ansätze aus der biologischen Landwirtschaft gefallen uns und diese haben wir bereits auf unserem Hof übernommen. Aber Zuckerrüben, Raps oder Sellerie sind sehr schwierig biologisch zu produzieren. Diese Kulturen würden wir wahrscheinlich aufgeben, wenn wir umstellen würden. Die Kartoffel kann biologisch produziert werden, hier finde ich es einfach ökologisch fragwürdig.

Welche ökologischen Ansätze verfolgst du auf deinem Betrieb?

Mit neun verschiedenen Kulturen, die ich auf meinen Flächen anpflanze, habe ich eine Vielfalt an Kulturen, das ist ökologisch wertvoll.

Das Unkraut bekämpfe ich zu einem Teil mechanisch. Gerade teste ich ein Hack-/Häufel-gerät, das speziell für die mechanische Unkrautbekämpfung in Dammkulturen, wie Kartoffeln oder Karotten, entwickelt wurde aus. In der Schweizer Landwirtschaft sind in den letzten zehn Jahren über 40% weniger chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt worden. So auch auf meinem Betrieb. Wichtig sind mir zudem meine Biodiversitätsförderflächen. Mit Blühstreifen, 80 Hochstammobstbäumen, Hecken, Steinhaufen und  Totholz schaffe ich Lebensraum für Reptilien, Amphibien, Vögel und Insekten. Weiter produziere ich Ur-Dinkel und Weizen komplett ohne Pflanzenschutzmittel. Diese beiden Kulturen erfordern ausserdem kaum Bodenbearbeitung. Damit «gönne» ich meinem Boden zwischen den intensiveren Kulturen eine Pause.

Was fordert dich bei deiner Arbeit heraus?

Kartoffeln, Zuckerrüben, Sellerie und Raps sind sehr empfindlich auf Pilzkrankheiten, resp. Insektenschädlinge. Diese Kulturen muss ich auf regelmässigen Feldkontrollen genau beobachten und bei hohem Krankheitsdruck behandeln. Ich arbeite mit Bekämpfungsschwellen, die mitteilen, ab wie vielen Schädlingen ich reagieren muss oder wann das Infektionsrisiko für Pilzbefall zu hoch ist und eine Behandlung nötig macht. Das bedeutet, ich überprüfe zum Beispiel, wie viele Blätter bei den Zuckerrüben mit Pilzen befallen sind oder ich zähle die Schadinsekten pro Pflanze beim Raps aus. Weiter hilft uns ein regionales Prognosesystem, das die Wetterdaten von diversen Wetterstationen berücksichtigt und so den Krankheitsdruck vorhersagen kann.

Denkst du, solche modernen Technologien helfen in Zukunft, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ökologischer zu gestalten?

Auf jeden Fall. Auch was die heutige Technik bereits leistet, ist beeindruckend. Ich arbeite beispielsweise mit GPS beim Säen, Setzen und Spritzen. Das heisst, auch in unförmigen Parzellen weiss meine Spritze genau, wo bereits behandelt wurde und wo nicht. Da die Sektoren automatisch einzeln ein- und ausgeschaltet werden, verhindert dieses GPS-System, dass gewisse Abschnitte doppelt behandelt werden. Die Feldspritze wird zudem fast zu
100 % auf dem Feld mit integrierter Innenreinigung gereinigt. So wird garantiert, dass das Mittel dort hinkommt wo es hingehört. Auch Drohnen und Roboter, welche die Pflanzenschutzmittel noch präziser ausbringen, sind bereits auf dem Weg in die Praxis.