Die Ukraine-Krise wirkt sich auch massiv auf die global gehandelten Rohstoffpreise von Getreide und Ölsaaten aus. Teilweise haben sich die Preise innert weniger Monate fast verdoppelt. Für ärmere Länder wird es immer schwieriger, sich auf dem Weltmarkt einzudecken.

Nicht nur die Erdöl-, Gas- und Kohlepreise steigen vor dem Hintergrund der immer grösser werdenden Ukraine-Krise weltweit an. Auch die Rohstoffe für Nahrungsmittel erfahren fast die gleichen oder teilweise gar noch grösseren Preisanstiege. Ein Blick auf die aktuellen Preise für Ölsaaten und Getreide auf dem Weltmarkt lässt uns erschrecken. Diese massiven Preisanstiege bringen viele Schwellenländer und vor allem arme Staaten, welche auf Nahrungsmittelimporte angewiesen sind, immer mehr in wirtschaftliche Bedrängnis. Davon spürt der Schweizer Konsument noch kaum etwas, da wir mit unserer starken Kaufkraft und einem eher kleinen Anteil für Nahrungsmittel auch steigende Preise problemlos meistern können. Allein am 1. März, und somit an einem Tag, sind die Preise an den internationalen Börsen für Weizen um über 8, für Hafer über 7 oder für Mais um über 6 Prozent angestiegen. Am 30. März 2021 wurde für ein Buschel (+/−35,2 Liter oder 27,2 kg) Weizen 5,93 Dollar bezahlt. Am 1. März stieg der Preis auf 10,045 Dollar, was einem Anstieg von 69 Prozent entspricht. Oder konkret kostet eine Tonne Weizen auf dem Weltmarkt 370 Dollar.

Selbstversorgung macht unabhängig
Gerade der Grundsatz der Selbstversorgung rückt jetzt auch für die Schweiz wieder mehr in den Mittelpunkt. Eine möglichst breit abgestützte inländische Produktion macht ein Land unabhängiger. Ein Grundsatz, der in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten völlig vergessen ging und entsprechend vernachlässigt wurde. Hunderte von Hektaren teilweise bestem Kulturland wurden durch oftmals auch staatlich angeordnete Extensivierung der Produktion teilweise oder ganz entzogen. Für viele Kulturen mangelt es entsprechend immer mehr an Anbauflächen. Dass fehlende, aus eigener Produktion geschaffene Lager durchaus verheerende Folgen haben können, zeigte sich beim Beginn der Coronakrise. Infolge Herunterfahrens der inländischen Alkoholproduktion und der Abschaffung der Pflichtlager fehlte es an hochwertigem Alkohol, um Desinfektionsmittel zu produzieren. Dank einer starken Produktion und Pflichtlagerhaltung sieht es bei Brotgetreide und auch Ölsaaten bezüglich Versorgung kurzfristig noch gut aus. Dies, obwohl wir auf grössere Importe angewiesen sind. Deutlich kritischer zeichnet sich die Versorgungslage
bei den Frischprodukten ab. Die schlechte Ernte im vergangenen Jahr, welche im Biolandbau noch ausgeprägter war, zeigt nun ihre Auswirkungen. Die Lagerhäuser für Kartoffeln, Karotten und weiteres Lagergemüse sind leer und wir sind auf beachtliche Mengen von Importen angewiesen. Es wird sich nun zeigen, ob man die Lehren aus der jüngsten Krise zieht und man wieder verstärkt auf eine produzierende Landwirtschaft setzt. Alles andere macht uns immer mehr abhängiger und auch erpressbar.