Im letzten Jahr hat Matthias Hagen in Neunforn 150 t Süsskartoffeln angebaut und ist damit einer der grössten Produzenten der Ostschweiz.
Text und Bilder: Thomas Güntert
Der Klimawandel hat in der Schweiz den Anbau der Süsskartoffel möglich gemacht. Nachdem vor sieben Jahren in Europa diesbezüglich ein Hype entstanden ist, ist auch Matthias Hagen aus Neunforn-Wilen auf
den Zug aufgesprungen. Weil er nach drei heissen Sommern trotz Bewässerung nur schlechte Ernten einfahren konnte, wollte er eine bessere Wertschöpfung erreichen. Die Süsskartoffel ist ein Tropengewächs und weltweit die drittmeist angepflanzte Wurzel- und Knollennahrungspflanze, die Hagen zwischen Kürbis, Rübli und Maroni ansiedeln würde. Das beliebte Grill- und Beilagengemüse kann in vielen Variationen zubereitet werden, ist sehr gesund und hat einen hohen Nährwert. In Illustrierten und TV-Sendungen wurde die Süsskartoffel populär gemacht und insbesondere in der Coronapandemie haben die Leute zu Hause am Herd Neues ausprobiert.
Saatgut wird selbst produziert
Im Jahr 2016 hat Hagen klein angefangen und konnte bereits eine gute Ernte einfahren, die er an Marktfahrer verkaufte. Der Jungbauer steigerte die Produktion kontinuierlich und kauft mittlerweile jedes
Jahr für 20 000 Franken 3 t zertifiziertes Pflanzgut aus Portugal. Die 10 000 bis 12 000 Knollen vergräbt er
in einem Folientunnel in die Erde. Beim zweimaligen Austrieb bricht er von jeder Knolle jeweils 5 bis 7 Stecklinge (Slips) aus, die er zwischen dem 20. Mai und dem 15. Juni auf dem Acker auf Dämme pflanzt.
Das tropische Gemüse mag leichte Kiesböden mit einem gewissen Lehmanteil und einem Humusaufbau.
«Wir sind von den wenigen, die auf die Triebe setzen», sagte Hagen. Wenn die Knollen direkt gesetzt würden, würde der Acker durch die zu vielen Spriesse verunkrauten. Die frostanfälligen Triebe müssen bereits bei Temperaturen unter 10 °C mit einem Vlies gedeckt werden. Weil für die neue Kultur noch keine Pflanzenschutzmittel bewilligt sind, wird das Unkraut mechanisch entfernt und von Hand gejätet. Hagen setzt Gründünger, Kompost und Hofdünger ein und befolgt die Kreisläufe der Fruchtfolge.