Eveline Bachmann

Vergangene Woche las ich über die Schliessung der Brotsammelstelle im Berner Tierpark. Der Hauptgrund, sei die künftige, artgerechte Fütterung der Tiere. Ein sorgsamer Umgang mit wertvollen Nahrungsmitteln wurde mir von Kindesbeinen an beigebracht. Dass nun der Zoo seine Brotsammelstelle schliesst, weil die Tiere artgerechter gefüttert werden sollen, kann ich nachvollziehen. Auf unserem Hof in Stadtnähe mit Direkt
vermarktung erhalten wir ab und zu unfreiwillige Brotspenden. Das heisst, dass plötzlich eine Einkaufstasche mit trockenem Brot neben dem Hofladen abgestellt wird. Der Inhalt stimmt uns jeweils sehr nachdenklich. Praktisch in jeder Tasche finden wir ganze Brote, Gipfeli oder Brötchen. Was für ein Bild ergibt sich mir über die Spender? Heute wird unbekümmert eingekauft. Was nicht frisch gegessen wird, landet unberührt in der Tasche oder, noch schlimmer, im Abfall. Dieser unbedachte Umgang zieht sich durch das ganze Angebot an Lebensmitteln. Obwohl es immer heisst, die Nahrungsmittel seien zu teuer; sie sollen billig sein, aber hergestellt in Bioqualität und ohne «Massentierhaltung». Die Regale der Grossverteiler müssen immer zum
Bersten gefüllt sein, schliesslich will ein Umsatz generiert werden. Da beruhigt mich doch der Newsletter eines benachbarten Bauernhofes, der das Fleisch seiner eigenen Tiere als Mischpakete anbietet: «… aber das Wissen um ihre gute Lebenszeit, die sie hatten, das Wissen um ihren Wert über das Konsumdenken hinaus macht sie für uns zu mehr als nur zu Fleisch auf dem Teller. Dieses Fleisch werden wir voller Dankbarkeit essen, wir werden die Speisen in Ehren halten, nichts davon verschwenden und es bewusst geniessen.» Massentierhaltung wird am Verkaufsregal gemacht und nicht auf Schweizer Bauernhöfen.