Im Frühling kann man immer wieder auf Wiesen eingesteckte Stöcke an denen CD’s oder grosse Säcke befestigt sind, beobachten. Mit solchen Utensilien «verblenden» Landwirte ihre Wiesen, um Rehe vor dem Mähtod zu schützen. Die eingesteckten Fremdkörper machen die Tiere nervös: Die CD’s blinken im Sonnenlicht und die Säcke rascheln, sodass die Rehe im Normalfall ihren Standort wechseln. 

Landwirte schützen die Natur und haben ein sorgsames Auge auf die wildlebenden Tiere. Gerade jetzt, wo das Gras hoch ist, sind Rehe nicht weit weg. Oft äsen (Jägersprache für Nahrung aufnehmen) Sie auf Wiesen oder lassen ihr Neugeborenes Rehkitz im Schutz des Grases zurück, wo es dann mutterseelenallein und fiepend nach der Mama ruft. Was für uns undenkbar wäre, ist bei Rehen normal. Denn Muttertiere verstecken ihre Jungen im Gras, um sie beispielsweise vor Fressfeinden zu schützen. 

Drohnen zum aufspüren
Und hier beginnt das Problem für die Landwirtschaft. Die jungen Rehkitze liegen in der Wiese und flüchten nicht, sondern halten den Kopf nach unten und versuchen sich im Gras zu verstecken. Dies würde den sicheren Tod bedeuten, wenn die Mähmaschine anrückt. Um die Tiere zu schützen, verblenden die Landwirte deshalb ihre Wiesen. Die Tiere fühlen sich dadurch nämlich gestört und wechseln ihren Standort. Aber nicht immer. Vor allem Rehkitze bleiben manchmal an Ort und Stelle im hohen Gras liegen. Damit sie nicht einem schrecklichen Mähtod zum Opfer fallen, werden zusätzlich Drohnen mit Wärmebildkameras eingesetzt, um sie aufzuspüren.

Jungtiere schützen
Wenn ein Landwirt seine Wiesen verblendet, nimmt er mit dem Jagdaufseher Kontakt auf. Dieser entscheidet dann, ob zusätzlich ein Kontrollflug mit der Drohne nötig ist. Falls ja, findet dieser Flug am Mähtag in der Frühe statt. Werden Jungtiere aufgespürt, versucht man diese einzufangen und schottet sie mit einem Holzharass ab. Dieser wird noch mit Gras überdeckt, um das Tier vor der Sonne zu schützen und die Stelle gut sichtbar markiert. Der Landwirt ist dann aufgefordert, seine Wiese innerhalb von vier Stunden zu mähen. Danach werden die gesicherten Tiere wieder freigelassen. 

Ein nicht unerheblicher Aufwand für den Landwirt, den Jagdaufseher und den Drohnenpiloten. Aber wenn man das Jungtier nach der Aktion davonspringen sieht, im Wissen, dass seine Mama nicht weit davon entfernt wartet und alles genau beobachtet hat, ist es ein Aufwand, den man gerne betreibt. 

Rehkitze niemals anfassen!
Wer ein Rehkitz findet, das verletzt oder in Gefahr ist, sollte das Jungtier niemals ohne Handschuhe oder ohne ein Grasbüschel anfassen. Auf keinen Fall sollten Kitze mitgenommen oder bei Tierstationen abgegeben werden. Am besten ist es, das Tier nicht zu berühren und den Landwirt oder den Jagdaufseher zu informieren. Es kann auch die Polizei angerufen werden, welche den zuständigen Jagdaufseher informieren wird. Bitte halten Sie auf jeden Fall Abstand vom Tier!