Im letzten Jahr wurde das global auftretende, äusserst schädliche Jordan-Virus erstmals in Schweizer Tomaten nachgewiesen. Für betroffene Betriebe hat das gravierende Folgen. Die Branche rechnet mit einer weiteren Ausbreitung des Virus.

Während die Bevölkerung auf das Ende der Coronapandemie hofft, bereiten sich die Tomatenproduzenten auf das nächste Virus vor. Der Mensch ist davon zwar nicht betroffen, zumindest nicht direkt. Doch im schlimmsten Fall steht ein Teil der einheimischen Tomatenproduktion auf dem Spiel. Seit letztem Jahr ist nämlich klar: Das weltweit gefürchtete Jordan-Virus ist definitiv in der Schweiz angekommen. Dieses verursacht vor allem bei Tomaten und Peperoni grosse Schäden. Das Virus verbreitet sich rasend schnell, ist äusserst widerstandsfähig und lässt sich nur mit grossem Aufwand wieder aus betroffenen Gewächshäusern entfernen. Wer bei einem Befall nichts unternimmt, kann die Tomatenproduktion in den folgenden Jahren vergessen. Das Jordan-Virus ist gemäss Pflanzengesundheitsverordnung als sogenannter potenzieller Quarantäneorganismus gelistet und somit melde- und bekämpfungspflichtig. Es muss der ganze befallene Pflanzenbestand abgeräumt und in einer Kehrichtverbrennungsanlage entsorgt werden. Das Gewächshaus inklusive aller Geräte wird mehrmals mit einem Desinfektionsmittel eingeschäumt. Schwieriger als bei Hors-sol-Betrieben wird es für Biobetriebe, weil die Kulturen dort im Boden wachsen.

Prävention ist alles
Obwohl erste gegen das Jordan-Virus resistente Tomatensorten bereits verfügbar sind und auch an einer Impfung geforscht wird, bleiben den Gemüseproduzenten im Moment vor allem präventive Massnahmen, um den Eintritt des Virus ins Gewächshaus zu verhindern. Dazu gehören nicht nur strenge Zugangsbestimmungen oder regelmässiges Testen von Pflanzen, sondern auch das konsequente Tragen von Schutzkleidung und vor allem das Reinigen von Werkzeugen wie beispielsweise der Erntemesser. Der Bund lässt zudem für die Früherkennung ein Monitoring durchführen, in dessen Rahmen Fachleute in Schutzanzügen präventiv Proben in Gewächshäusern in allen Regionen der Schweiz nehmen. Allerdings erinnert das Ganze an die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Existenzen stehen auf dem Spiel
Trotz aller Vorsichtsmassnahmen kann es jeden Gemüsegärtner treffen. In einem modernen auf den Tomatenanbau spezialisierten Gewächshaus stehen dann schnell mehrere Millionen Franken auf dem Spiel, nur schon durch den Erwerbsausfall. Privat versichern lässt sich das Ganze auch nicht wirklich. AXA Winterthur hat sich ab diesem Jahr aus dem betroffenen Geschäftsfeld verabschiedet und bei der Gartenbau-Versicherung der Schweizer Hagel ist ein entsprechendes Angebot zurzeit sistiert. Einige Tomatenproduzenten experimentieren bereits mit Jordan-Virus-resistenten Sorten. Auf diesen beruhen letztlich die Hoffnungen. Bis es wirklich so weit ist, müssen nun die nächsten Jahre möglichst unbeschadet überstanden werden.