Bei einer Podiumsdiskussion in Weinfelden waren sich die Teilnehmer einig, dass die Lebensmittel in der Bevölkerung keine Wertschätzung mehr haben und es einen Kulturwandel im Konsumverhalten braucht, um Food Waste zu vermeiden.
Text und Bilder: Thomas Güntert
Rund ein Drittel aller essbaren Anteile von Lebensmitteln werden verschwendet. Gemäss einer Studie der ETH Zürich aus dem Jahr 2019 sind das in der Schweiz jährlich rund 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittel, was etwa 330 Kilogramm pro Person und Jahr entspricht. Rund 38% fallen in den Haushalten, 27% bei der Verarbeitung, 14% in der Gastronomie,13% in der Landwirtschaft und 8% im Detailhandel an. Rund 500000 Tonnen werden in den Kehrichtverwertungsanlagen entsorgt. «Der Mensch muss auf etwas verzichten, wenn er sich teurere Lebensmittel leisten will, und dazu ist er nicht bereit», sagte Strupler. Andreas Allenspach bemerkte, dass in der Schweiz lediglich 6% des Einkommens für Lebensmittel und 14% für die Krankenkassen ausgegeben werden. «Gesunde Nahrungsmittel sind doch der Treibstoff für die Gesundheit», betonte Allenspach. Er bemerkte, dass ein Produkt nicht gekauft wird, wenn es den Konsumenten nicht anspricht, und berichtete von einem besonderen Versuch. In zehn Verkaufsstellen im Grossraum Zürich wurden drei Wochen lang fünf Artikel gegen Produkte ausgetauscht, die nicht den Qualitätsnormen entsprachen. Braburn-Äpfel, die weniger ausgefärbt als vorgeschrieben waren, stärker verrostete Conference-Birnen, Weisskohl, der der genormten Grösse nicht entsprach, sowie deformierte Kartoffeln und Rüben. In der Testphase ging bei den fünf Produkten der Umsatz um 30% zurück und die Abschreibung verdoppelte sich. Im gesamten Früchte- und Gemüsebereich ging in dieser Zeit der Umsatz sogar um 4% zurück und es brauchte über sechs Wochen, bis das Umsatzniveau vor der Testphase wieder erreicht wurde. Allenspach betonte, dass die heutigen Einkäufer oftmals keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft und den Produkten hätten.