Da immer mehr chemische Pflanzenschutzmittel verboten werden, suchen die Landwirte nach natürlichen Alternativen. Mithilfe von Zwiebelöl scheint sich die Möhrenfliege verwirren zu lassen.

Die Möhrenfliege ist der tierische Hauptschädling beim Anbau von Karotten. Ihre Larven fressen Löcher in die Rüebli, diese faulen und werden unverkäuflich. Die E. Hermann AG hat früher zur Bekämpfung der Möhrenfliege vor allem chemisch synthetische Pflanzenschutzmittel verwendet; sie sucht nach Wegen, diese zu reduzieren. Ein Ansatz ist der Einsatz von Zwiebelöl. 

Um so wenig Spritzmittel wie möglich einsetzen zu müssen, verwendet Bauer Hörler seit zwei Jahren Zwiebelöl als natürliches Pflanzenschutzmittel gegen die Möhrenfliege. «Es wirkt nicht abtötend, sondern vergrämt die Fliege», erklärt der erfahrene Gemüsebauer. Man spreche dabei von einem «Repellent», ein Mittel, das Schädlinge direkt von der Kultur fernhält. Der Zwiebelgeruch verteilt sich über das Feld. «Damit wollen wir die Fliege überlisten; sie soll das Rüeblifeld als Zwiebelfeld wahrnehmen», erklärt Hörler. Die Möhrenfliege sucht sich die Rüebli nämlich über den Geruch. Wichtig ist, dass der Zwiebelgeruch über dem Feld «duftet», wenn die Fliegen von den Feldrändern, von Hecken und Nachbarkulturen einfliegen. Das ist am späteren Nachmittag und abends der Fall. Es ist nicht so, dass die Möhrenfliege das Feld nicht mehr findet. Auf den gelben Fangfallen kleben sogar eher mehr Möhrenfliegen als ohne das Zwiebelöl. Der Name «Repellent» im Sinne von abstossend scheint eher nicht zuzutreffen. «Der Zwiebelgeschmack scheint die Fliege vielmehr zu verwirren. Sie ist weniger aktiv mit der Eiablage in den Boden», folgert Hörler aus seinen Beobachtungen.

Der Gemüsebauer hat im Jahr 2020 gute Erfahrungen mit der Anwendung des Zwiebelöls gemacht. «In jenem Jahr habe ich überhaupt nicht gespritzt», erzählter. Im Jahr 2021 sei ein Spritzen aber im Spätsommer und Herbst wieder nötig gewesen. Es kommt offensichtlich sehr auf das Wetter im jeweiligen Jahr an. Da die Möhrenfliege ihre Eier nicht auf die Pflanze, sondern auf den Boden legt, gehen in einem trockenen Jahr viele Eier kaputt. Man kann das unterstützen, indem man den Boden striegelt, damit er schneller trocknet. Nasse Jahre begünstigen die Eientwicklung. Der Gemüsebauer hat festgestellt, dass er dank des Zwiebelöls weniger häufig spritzen muss. Doch ist es nicht immer einfach, zu entscheiden, wann er Insektizide anwenden muss. «Ich muss mich an die Schadschwelle herantasten.»

Auch die Beobachtung bringt ihn weiter. So hat Hörler festgestellt, dass es auf windgeschützten Feldern mehr Befall durch die Möhrenfliege gibt als in ungeschützten. Dies muss nicht nur mit dem Wind, sondern kann auch mit der Umgebung zusammenhängen, denn die Möhrenfliege lebt nicht im Rüeblifeld, sondern im nahen Maisfeld, in Stauden oder Hecken. Sie fliege nicht zwei oder drei Kilometer weit, um ins Rüeblifeld zu gelangen. Allerdings ist die Fliege an ihrem Lebensort schwer zu bekämpfen. Der Geruch von Zwiebelöl scheint eine praxistaugliche Methode zu sein, um die Möhrenfliege mit weniger chemischen Insektiziden in Schach zu halten. Ganz auf Insektizide verzichten kann Hörler aber nicht: «So wenig wie möglich, aber so viel als nötig.»